Die Arndt-Story - Teil 2

von Andi Bär - aus anpfiff.info


Klaus Arndt (57)

Mit 655 Partien im Jersey des ASV Nemmersdorf hat Klaus Arndt die fünftmeisten aller Spieler der Vereinsgeschichte absolviert. Dabei - auch wenn er es nicht gerne hört - war er derjenige der Brüder, der sich am meisten erarbeiten musste. Oft kickte er in der zweiten Mannschaft. Allerdings nicht gerade ohne Erfolg. In den letzten Jahren seiner Karriere feierte er dreimal in Folge die Meisterschaft, im finalen Jahr sogar gleich doppelt: Auch die erste fuhr den Titel ein. Eines der kuriosesten Spiele dabei war eines in Trebgast. Die Reserve benötigte einen Sieg, um Meister zu werden. Die Trebgaster Elf stand diesem Unterfangen nicht entgegen. Im Gegenteil: Die Aussicht auf das ein oder andere Hopfenkaltgetränk, ausgelobt von ASV-Betreuer Dieter Pausch, schien die Beine der Trebgaster gegen eine ziemlich routinierte Nemmersdorfer Truppe schier zu lähmen. Nur ein eingewechselter Joker hatte dafür anscheinend nichts übrig und spielte die ASV-Hintermannschaft schwindlig, markierte kurz vor Schluss den Ausgleich. Dabei hatte er die Rechnung ohne seine Mitspieler gemacht. Die boten ASVler Markus Geier enorm viel Räume. Und der nutzte die nichtvorhandene Gegenwehr zum vielumjubelten 3:2-Siegtreffer. Aber es gab auch andere Zeiten.

Den Austritt vor Augen

Nach einem Totopokalspiel wäre Klaus Arndt fast aus dem Verein ausgetreten. Trainer Roland Dörsch wäre der schuldige gewesen. Dessen Auto war in der Werkstatt. Klaus bot sich als Fahrdienst an, nahm zwei Stunden früher frei um den Trainer abzuholen und danach auf der Auswechselbank in Bad Berneck Platz zu nehmen. Der damalige Jugendspieler Oliver Ziegler hatte seinen Spielerpass zuhause vergessen. Das Spiel startete mit zehn Nemmersdorfern - Rückwechselrecht gab es ja noch keines. Was niemand ahnen konnte: Er kam erst nach 80 Minuten zurück und konnte den Pass nicht finden. Der ASV kickte dennoch zu zehnt. Erst als sich Horst Preiss einen Pferdekuss abholte, durfte Klaus Arndt doch noch ran. Beim Stand von 0:1 - immer noch in Unterzahl - kratzte er immerhin noch einen Ball von der Linie. "Da geht es ums Prinzip" ist er heute noch sauer, denkt er an die Partie. Wenngleich er auf dem Feld nicht der Heilsbringer war - es gab auch Highlights. Eines davon war ein Tor von der Mittellinie 1992. Das besondere an dem Tor: Zwei Tage später ging es für den Fliesenleger beruflich ein viertel Jahr in den Irak. Nichtsahnend, dass dort ein Krieg beginnen sollte. An seinem Geburtstag ging es schließlich zurück in die Heimat. Nachdem man durch die Prärie flüchten musste und sich am Flughafen in Bagdad versteckt hielt - inmitten von Gewehrsalven. Neben dem Feld ist er weiterhin einer der umtriebigsten Nemmersdorfer. Als das Sportheim 1984 errichtet wurde, war er federführend für die Fließenarbeiten zuständig. Als es um die Gründung der Tennisabteilung ging, war er federführend mit aktiv. Geht es um den Vergnügungsauschuss, ist er immer vorne dabei. Und wenn ein Platzkassier fehlt - wie beim ASV seit zwei Jahren - ist er mit Werner Dorna derjenige, der bei Wind und Wetter um den Platz läuft um zu kassieren. Neuestes Projekt: Für die Auswechselspieler werden gerade eben zwei Häuschen errichtet. Maßgeblich dabei involviert: Klaus Arndt.


Günther Arndt (53)

Mit 810 Spielen auf dem Buckel ist Günther Arndt in der ewigen Rangliste der meisten Spiele in der Vereinsgeschichte um knapp eineinhalb Saisons hinter seinem Zwillingsbruder Harald auf dem zweiten Rang beheimatet. Dabei begannen beide miteinander mit dem Kicken. Als der frühere Chamer Landesligaspieler, aus Nemmersdorf stammende, Werner Ziegler eine Schülermannschaft aus der Taufe hob. Als Belohnung gab es für jeden Spieler ein paar Fußballschuhe. Dabei hatte Günther Glück. Es war ein Paar zuwenig da. Am Ende ließ Gerhard Strobel ihm den Vortritt. Der Beginn einer langen Karriere, an dessen Anfang Oma Leni stand. Sie war es, die die Schuhe putzte, die Trikots wusch und zurechtlegte und die treibende Kraft war. Günther, eher der robustere Fußballer, überzeugte in Nemmersdorf dabei jahrelang als der klassische Vorstopper - der Nemmersdorfer Part der Förster-Brüder quasi. Dabei ging er weder mit sich noch mit Gegenspielern zimperlich um. Längst Kultstatus genießt in Nemmersdorf eine Anekdote aus einem Altherrenspiel (!) gegen den TSV Thurnau. Ex-Zweitligaprofi Charly Wohland tunnelte Günther. Der revanchierte sich auf seine Art und zeigte Wohland, wie eine Blutgrätsche in Vollendung funktioniert. Als sich der sichtlich perplexe Wohland mit einigen Worten zur Wehr setzte, setzte es eine erneute prompte Antwort: Eine Backpfeife. Garniert mit den Worten: "Wir spielen hier fei kein Schach." Doch es ist nicht so, dass nur gegnerische Spieler Günthers Hang zum "etwas" robusteren Spiel zu spüren bekamen. Unvergessen eine Trainingseinheit, während der sein Zwillingsbruder ihn zweimal mit einem Lachen im Gesicht tunnelte. Das sollte Harald vergehen. Während das Spiel weiterlief, jagte ihn Günther bis weit ab vom Feld - der doppelte Tunnel sollte mit einer Blutgrätsche der anderen Art enden. "Das kann schon sein" lacht der Bruder heute. Um sofort zu kontern: "Harry muss froh sein, dass ich ihm immer den Rücken freigehalten habe." Schließlich galt der Zwillingsbruder nicht unbedingt als der große Freund von Defensivarbeit. Beide zusammen waren für jeden Gegner unangenehm. Und fast wäre es einmal doch auswärts gegangen. "5000 Mark" erinnert er sich "hat uns Weidenberg damals geboten." Trotz der 2:4-Niederlage überzeugten die Arndt-Zwillinge die Macher des SVW - noch im Jugendbereich wohlgemerkt. Am Ende entschieden sich beide gegen den Nachbarn und für die gerade begonnene Lehre. Jahres später mit einem weiteren Spiel, an das sich Günther grinsend erinnert. Es lief gar nicht bei Bruder Harald. Ein Altherrenspiel. Wieder gegen Thurnau. Diesmal auf deren B-Platz. Wutentbrannt drosch Harry das Leder ins Aus - mitten im Spiel. Der Wendepunkt. Fortan lief der Motor des Spielmachers. Und Nemmersdorf gewann 2:1. Und dann war da noch das Spiel der Altherren gegen die Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg. Zwar unterlag Nemmersdorf mit 1:6. Das Erlebnis aber blieb haften. Im übrigen auch mit dem Schreiber dieser Zeilen in der Mannschaft. "Da hat der Dieter Nüssing noch festgestellt, dass der ja die Fersen vorne hat" schmunzelt Günther.  Der spielte damals übrigens gegen Herbert Heidenreich. Der recht wenig ausrichtete. Wohl auch aus Angst um seinen Knochenapparat.


Langzeittrainer Günther

Doch nicht nur auf dem Feld sorgte Günther für Furore. Auch abseits des Feldes war er erfolgreich. Schon mit 17 Jahren übernahm er an der Seite von Klaus Steininger die D-Jugend als Trainer. Nach einem Jahr stand er ohne Partner da - und hatte noch keinen Führerschein. "Das war eine harte Zeit" blickt er, der später unter Stefan Sommerer auch noch als Spielleiter aktiv war, zurück. Nach einigen Jahren Pause begann er als Coach in der G-Jugend, trainierte bis hinauf in die B-Jugend alle Mannschaften. Bis hin zu der vor wenigen Jahren extrem erfolgreichen B-Jugend der JFG Fichtelgebirge, die den Sprung in die Bezirksoberliga schaffte. Nebenbei war er fast schon selbstverständlich immer als Spieler aktiv. Mit einigen Highlights. Neben der Pokalpartie gegen die Altstadt vor allem zwei Relegationsspiele. Das gegen den ASV Marktschorgast, für Günther endete es in einem Kreislaufkollaps im Vereinslokal Bär und das legendäre Aufeinandertreffen mit Seybothenreuth in Weidenberg. Am Ende stand da eine mächtige Sause mit den "Hartmanns-Madla", die nach dem erfolgreichen Ende einer unlösbaren Aufgabe groß aufspielten. Das Wunderwerk von Trainer Stefan Korek. Er, damals frisch in Deutschland angekommener Ex-Oberligaspieler aus Rumänien, durfte einst ein heute undenkbares Prozedere absolvieren. Am zweiten Weihnachtsfeiertag (!) gab es ein Probetraining. Nicht für einen Spieler. Nein, für den Trainer. "Wir kannten ihn ja nicht" lacht Günther. Mit der Trillerpfeife vornewegmarschierend absolvierten die Nemmersdorfer eine Einheit im Tiefschnee. Und der Coach konnte dabei überzeugen. Doch nicht nur da.

"Limo ist besser als Bier!"


Er sorgte für einige Lacher. Unvergessen sein Referat darüber, wie man Fußballschuhe richtig bindet. Und natürlich seine großartigen Ernährungstipps. "Ein Limo ist immer besser als ein Bier" gab er seiner Truppe mit auf den Weg. Um am Ende des selben Abends Schnaps aus Limonadengläsern zu trinken. Der Erfolg gab dem späteren Mistelbacher Coach recht. Einmal übrigens durfte Günther, bei den traditionellen Altherrenausflügen nach Österreich zumeist an vorderster Front aktiv, sogar das Tor hüten. Im Jugendbereich, Egon Engelbrecht trainierte damals, führte man zur Halbzeit 5:1, dabei fing Keeper Klaus Steininger ein durchaus vermeidbares Tor. Die Reaktion des Trainers: Kurzerhand beorderte er seinen Feldspieler Günther in den Kasten.

 

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